Die Geschichte der Glocken unserer Klosterkirche | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Aus unserem Kirchenarchiv

Die Geschichte der Glocken unserer Klosterkirche

Unsere alte evangelische Kirche, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde, hatte vor dem 1. Weltkriege 1914/18 drei Bronzeglocken:

Die große Glocke im Durchmesser von 1,01 m Ton f
Die mittlere Glocke im Durchmesser von 0,74 m Ton a
Die kleine Glocke im Durchmesser von 0,54 m Ton cis

Die große Glocke

Die ursprüngliche Glocke stammte aus dem Jahre 1557 und hatte die Inschrift:

Verbum Domini Manet in aeternum
Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit

Diese Glocke war im Jahre 1893 gesprungen, und wurde von den Gebrüdern Ulrich in Apolda umgegossen und mit der obigen Inschrift wieder versehen. Ihr Gewicht betrug ca. 6 Zentner (300kg). Sie wurde im 1. Weltkrieg von Schlossermeister Wernicke zerschlagen und an das Kaiserreich abgeliefert. An ihre Stelle wurde im Jahre 1923 durch gütige Vermittlung des Herrn Oberleutnant und Domänenpächters Otto Wüstenhagen eine Stahlgussglocke angeschafft. Der Preis derselben betrug in dieser Inflationszeit 64 Millionen Mark. Ihr Gewicht ist mit etwas über 6 Zentner (300kg) angegeben. Die Gießer waren Schilling und Lattermann in Apolda. Die Inschrift lautet:

Gott zur Ehr Den im Weltkrieg 1914/18
Gefallenen zum Gedächtnis der Gemeinde zur Erbauung
Pfarrer Koch, Kirchenälteste Busch, Oemler, Grosse, Hennicke, Thurm,
Wagner, Wüstenhagen, Ritter, Vertreter: Leibing, Rothe, Ritter

Die mittlere Glocke

Diese mittlere Glocke dürfte aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege (1618-48) stammen und musste im Jahre 1858 infolge eines Sprunges umgegossen werden. Die Inschrift der alten Glocke wurde beibehalten.

In dei honorem ecclesiaque decorum olim donate a Casparo Reiche, equite et scissa postea instaurata et auckta estr vicus ecclesiaque sumtibus anno MDCCCLVIII quum ecclesiae pastor M. Lessing et pagi antistes esset C. Groß

Sie wies allerdings einige Fehler auf, die wohl dem Glockengießer zur Last fallen. Eindeutig sind die Namen Caspar Reiche, er ist wohl der Stifter der umgegossenen Glocke und war vermutlich Besitzer eines der Rittergüter oder Pächter der Domäne, die Jahreszahl MDCCCLVIII - 1858, Pastor M. Lessing und G. Große. Pastor Moritz Lessing war bis zum Jahre 1866 Pfarrer in Klostermansfeld. G. Große war seiner Zeit bis zum Jahre 1870 Ortsschulze und Gemeindevorsteher in Klostermansfeld.

Über der eigentlichen Inschrift der Glocke standen die Worte:

Gott segne und beschütze Kloster – Mansfeld.

Die kleine Glocke

Die kleine Glocke, die ebenfalls wie die große Glocke im 1. Weltkrieg abgegeben werden musste, stammte noch aus der Klosterzeit im 12. Jahrhundert. Sie hatte keine Inschrift, der Schlagring war dick und wenig abgeschrägt, das Glockenmetall war außerordentlich gut und sehr haltbar. Als Entschädigung erhielt die Kirche die Summe von 1600 Mark. Als im Jahre 1931 der Arzt Wilhelm Fichtner hierselbst starb, wurde von seinem Erben, einem Pfarrer gleichen Namens, der Kirche eine Stiftung von 500 Mark gemacht mit dem Wunsch, dafür unsere kleine Bronzeglocke neu anzuschaffen. Auf Beschluss des Gemeindekirchenrates wurde dem Wunsch Rechnung getragen und die kleine Glocke nach den Maßen und dem Ton der alten Glocke angeschafft. Sie trug den Namen Fichtners, und wurde am 27. September 1931 geweiht und zum ersten Mal geläutet.

Das bittere Ende

Am 15. Februar 1942 wurde die mittlere Glocke und die neue kleine Glocke an die Reichsstelle für Metall (Kreishandwerkerschaft) in Hettstedt abgeliefert. So verblieb bis zum heutigen Tag im Turm unserer Klosterkirche nur die Stahlgußglocke als Ersatz der großen Bronzeglocke.

Noch heute sind am Glockengestühl die Befestigungen – Halblager und Glockenjoch – für die mittlere und kleine Glocke zu erkennen.

Die Glocke, wurde wie üblich, mit dem Glockenseil per Hand vom Küster geläutet. In den 1970er Jahren wurde das Handläuten durch ein elektromechanisches Läutewerk ersetzt. Nach 1990 kam eine automatische Zeitsteuerung dazu. Im Jahr 2016 machte sich der zunehmende Verschleiß der Läuteanlage bemerkbar, mehrfach war die Kette gerissen. Dank der großzügigen Spende von Herrn Horst Hennig – seine Eltern hatten bis nachdem 2. Weltkrieg ein Drogeriegeschäft in Klostermansfeld – konnte ein moderner Linearantrieb eingebaut werden. Bei diesem Antrieb wird die Antriebskette durch ein Magnetfeld ersetzt.

Friedrich Probst

(Quelle: Festschrift „1050 Jahre Klostermansfeld“)