In Klostermansfeld gibt es eine katholische Kirche - mit einer Unterbrechung von 369 Jahren - seit mindestens 1040 n. Chr. Zu dieser Zeit wurde hier bereits ein Benediktinerkloster gegründet. Der erhaltene Kirchenbau des Klosters stammt aus den Jahren um 1170. Nach der Reformation in der Grafschaft Mansfeld und den Bauernkriegen mit der Auflösung des Konvents 1525 gibt es seit dem Jahre 1894 wieder eine katholische Kirche in Klostermansfeld - „St. Joseph“.
Bereits vor der selbstständigen Pfarrgemeinde wurde 1887 eine private katholische Schule in Klostermansfeld gegründet. Finanziell getragen wurde sie durch den sehr aktiven örtlichen katholischen Männerverein (gegr. 1884), „mäßigem“ Schulgeld und dem überregionalen katholischen Bonifatiusverein. Die Schule war ab 1893 eine öffentliche Schule und hatte bis zu 240 Schüler (1906) in 3(!) Klassen. Sie existierte bis 1940. Nachdem im Jahr 1904 das neue Gebäude für die evangelische Volksschule in der Schulstraße fertiggestellt war, konnte die katholische Schule die Gebäude am heutigen Schulplatz nutzen.
Die katholische Gemeinde bildete sich Ende des 19. Jahrhunderts hauptsächlich aus zugezogenen Personen aus katholischen Gebieten im Deutschen Reich sowie aus Polen, Böhmen und Italien, die hier im aufstrebenden Kupferbergbau Arbeit fanden. Es waren 1890 etwa 900 Katholiken in Klostermansfeld sowie weitere 400 in Leimbach und Mansfeld (mit steigender Tendenz), die den Bau einer eigenen Kirche im Ort anstrebten.
Der Kirchenbau
Mit großem Einsatz und großer Spendenbereitschaft wurde das Projekt begonnen. Nach Baubeginn im Jahre 1892 konnte bereits 1894 die Kirche geweiht werden. Als Patron der Kirche wurde, der sozialen Gemeindestruktur entsprechend, „Joseph, der Arbeiter“ gewählt. Der Backsteinbau im neugotischen Stil befindet sich gut sichtbar an der Chausseestraße, Ortsausgang Richtung Leimbach.
Die Kirche wurde in ihren inzwischen 129 Jahren seit der Weihe weiter ausgestattet und auch mehrfach nach dem Geschmack der Zeit gestaltet. Die überreiche erste Bemalung im Jugendstil ist inzwischen einer dezenten Farbgebung gewichen. Im Jahr 1971 erfolgte eine größere Umgestaltung, bei der die Chorfenster verlängert und dadurch die gotische Gewölbestruktur des Chores mehr betont wurde. Die Fenster erhielten ihre moderne farbige Ausführung, die dem gesamten Raum seine besondere Atmosphäre gibt. Der Künstler Christof Grüger setzte dazu seine Vorstellung der klassischen Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer (Licht) in Szene.
In den letzten 25 Jahren gab es weitere Veränderungen in der Ausstattung der Kirche. So wurde im Jahr 1999 die große Kreuzigungsgruppe (gekreuzigter Jesus, seine Mutter Maria und der Apostel Johannes) über dem Tabernakel vor dem mittleren Chorfenster fertiggestellt. Es ist ein Werk des Holzbildhauers Gerhard Krys aus Hergisdorf.
Ebenfalls im Jahr 1999 wurde das Geläut komplettiert. Die Geschichte der Glocken der St.-Josephs-Kirche ähnelt der Geschichte vieler anderer Glocken in Deutschland. Durch Spenden war es bereits 1896 geschafft, die ersten beiden Glocken in den Turm zu bringen. Doch schon 1917 musste die kleinere Glocke zu Kriegszwecken abgegeben werden. Die Gemeinde erhielt dafür immerhin eine finanzielle Entschädigung, die sogar höher als der Kaufpreis war. Nach der schweren Zeit durch Kriegsende und Hyperinflation wurde wieder für die Glocken gesammelt, und 1928 war es soweit - das komplettierte 3-stimmige Geläut konnte geweiht und in den Turm gebracht werden.
Leider waren sie auch nur bis zum 2. Weltkrieg komplett. Es mussten 2 Glocken abgegeben werden (entschädigungslos), und es verblieb nur die kleinste, die „St.-Marien“-Glocke. Ende der 1990er Jahre wurde dann erneut für ein vollständiges Geläut gesammelt. Die Ortsgruppe Klostermansfeld der CDU schaffte es, die nötige Summe durch Spenden von vielen Einzelpersonen und Sponsoren aufzubringen. So konnten die Glocken „St. Gertrud“ (350 kg) und „St. Joseph“ (600 kg) 1999 geweiht und eingebracht werden. Erstmalig zum Beginn des Jahres 2000 erklangen alle 3 Glocken gemeinsam.
Im Jahr 2014 wurde das in den 1980er Jahren unter Pfarrer Wolfgang Janotta gebaute Gemeindezentrum umgebaut und renoviert. Es wurde mit modernen Dusch- und Toilettenräumen ausgestattet, die insbesondere bei Veranstaltungen, wie z.B. der Religiösen Kinderwoche (RKW), benötigt werden. Der Pfarrsaal (max. 100 Plätze) ist ebenfalls renoviert und wird sehr gut genutzt.
Seit 2022 befindet sich im linken Seitenschiff der „St. Josephs“-Kirche ein historisches Retabel, ein Altaraufsatz aus dem frühen 16. Jhdt. Es ist ein sehr kunstvoll sowie detailreich geschnitzter Flügelaltar mit farbigen Szenen aus dem Weihnachtsevangelium. Der Altaraufsatz befand sich zuvor in der katholischen „St.-Marien“-Kirche in Hettstedt, die inzwischen profaniert wurde.
Die katholische Gemeinde in der Gegenwart
Seit 2006 hat die katholische Gemeinde von „St. Joseph“ keinen eigenen Pfarrer und Seelsorger mehr. Die eigenständige Pfarrei von Klostermansfeld ist gemeinsam mit den katholischen Pfarreien von Helbra, Gerbstedt und Hettstedt im Jahr 2010 in der neu gegründeten Pfarrei „St. Georg“ Hettstedt aufgegangen. Diese Pfarrei hat seit 2015 jedoch auch keinen eigenen Pfarrer mehr. Die Organisation des Gemeindelebens erfolgt durch gewählte Gremien - einen Kirchenvorstand, einen Pfarrgemeinderat und ein vierköpfiges Leitungsteam. Es gibt mehrere aktive Gruppen in der Pfarrei (Familienkreise, Kirchenchor, Instrumental- und Singegruppen, 2 Organistinnen, Treffen der Senioren, Caritas-Gruppe, Sportgruppen). Alle Aktivitäten erfolgen ehrenamtlich.
Als Seelsorger stehen ein Pfarrer sowie 2 Gemeindereferenten zur Verfügung, die aber einen größeren Gemeindeverbund betreuen. In Klostermansfeld finden neben wechselnden Angeboten im wöchentlichen Wechsel mit Helbra ein Sonntagsgottesdienst (Heilige Messe) sowie donnerstags eine Eucharistische Anbetung und Heilige Messe statt.
Das Pfarrbüro für die Pfarrei „St. Georg“ befindet sich in Helbra, Pestalozzistraße 6. (Im Gemeindezentrum „St.Barbara“ („Casino“))
Martin Beck 2024
Quelle: Festschrift „1050 Jahre Klostermansfeld“